Bilder der Kindheit in der Literatur um 1900

Ausgehend von einigen Texten Walter Benjamins sollen verschiedene Dimensionen der Kindheit, vor allem ihr Verhältnis zu Sprache und Bild, in der Literatur um 1900 ausgelotet werden. Benjamin fungiert als Knotenpunkt, weil er sich einerseits mit zeitgenössischen Diskursen über die Kindheit auseinandersetzt und dabei sprachphilosophische Interessen verfolgt, andererseits schreibt er selbst poetische Texte zum Thema. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit anderen Autoren, die ebenfalls eine Affinität zur Kindheit oder zu Phänomenen aufweisen, die sich mit der Kindheit in Verbindung bringen lassen.

Die Literatur oder poetische Texte verfolgen eigene diskursive Logiken. Literarische Motive oder Verfahren entwickeln eine Perspektive auf Phänomene, die sich von der Perspektive anderer diskursiver Matrizen unterscheidet. Deswegen fragt das Projekt nach einem spezifischen Umgang der Literatur mit dem Phänomen Kindheit. Dabei geraten nicht nur verschiedene Aspekte der Zeit in den Blick, die über Ontogenese und Chronologie hinausgehen; auch ein spezifisches Verhältnis der Kindheit zur Sprache, zu einer ‚vorsprachlichen‘ Sphäre wird untersucht, die mit Bildern in vielfältiger Beziehung steht.